TV-Kritik zu Anne Will: Erdogan-Anhänger aus Solingen redet sich alles schön

Eigentlich hatte Anne Will ihre Sondersendung dem Terrorakt von Nizza widmen wollen. Es wäre allemal gerechtfertigt gewesen. Doch einen Tag später folgte in diesen irren Zeiten der Putschversuch in der Türkei. So sattelte die ARD um.

Die Sendung bestand über weite Strecken aus einem Schlagabtausch von vier Diskutanten – mit einem fünften. Der Unions-Außenpolitiker Norbert Röttgen, Grünen-Chef Cem Özdemir, Ex-General Harald Kujat und die deutsch-türkische Autorin Seyran Ateş kritisierten gleichermaßen den Versuch des Staatsstreichs – wobei Röttgen dankenswerterweise betonte, dass es für eine Inszenierung keinen Hinweise gebe.

Massive Kritik an Erdogan

Alle vier kritisierten aber gleichermaßen die unmäßige Reaktion des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. „Der zivile Putsch ist nicht besser als der militärische Putsch“, sagte Özdemir. Kujat erklärte: „Was wir jetzt sehen, ist die Reaktion eines totalitären Regimes.“

Nur einer wollte bei dieser Einschätzung nicht mitmachen: Fatih Zingal, stellvertretender Vorsitzender der Union Europäisch-Türkischer Demokraten, einer Organisation, die der türkischen Regierungspartei AKP nahesteht. Zingal urteilte, man müsse die Exzesse vor dem Hintergrund der Geschichte sehen und dürfe sie nicht überbewerten. Die Bevölkerung habe große Angst vor dem Militär. Und man wisse nicht genau, wer in den Putsch verstrickt sei. „Die Türkei hat eine Bewährungsprobe für die Demokratie überstanden“, rühmte der Gast aus Solingen. Davon, dass Erdogan seit Jahren eine Politik betreibt, die mit unserem Rechtsstaatsverständnis nichts zu tun hat, wollte er nichts wissen.

Unverständnis von allen Seiten

Für einen Mann, der in Deutschland Jura studiert hat und hier als Rechtsanwalt zugelassen ist, war das mindestens erstaunlich. Man konnte es auch an den teils harschen Reaktionen im Netz erkennen. Immerhin werden in der Türkei ja unter anderem massenweise Juristen drangsaliert. Gerade jetzt.

Die Konfrontation hatte überdies zur Folge, dass zu wenig darüber geredet wurde, wie es jetzt weiter gehen kann – auch für die deutsche Politik und mit Blick auf die im türkischen Incirlik stationierten Bundeswehr-Soldaten. Kujat plädierte im Zweifel für Abzug. „Es geht auch ohne die Türkei“, stellte er fest. Der Westen solle sich nicht zu sehr von einem unberechenbaren Regime abhängig machen.

Özdmir stimmte zu und beklagte: „Diese Bundesregierung redet nicht Klartext.“ Röttgen konterte, ein Abzug der Bundeswehr würde nichts nützen. Und keine westliche Regierung rede mit Erdogan so sehr Klartext wie die deutsche.

Özedmir stellt die Gretchenfrage

Spannend war schließlich ein Punkt, den Özdemir lediglich antippen konnte: Warum es denn im Nahen und Mittleren Osten mittlerweile nur noch politische Verhältnisse gebe, in denen man zwischen autokratischen Herrschern wie Erdogan oder militanten Islamisten wählen könne. Es ist eine der Gretchenfragen dieser Zeit. Die Halsstarrigkeit des Herrn Zingal hat auch die Debatte darüber leider unmöglich gemacht….Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta


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